Artikel von Georg Starringer
Die Moderne: Eine Strasse ins Nichts!
Die Zerstörung jeglichen ästhetischen Empfindens und insbesondere des griechisch-römischen Kunstsinnes, dessen Erbe das christliche Abendland war, muss zwangsläufig in ein Vakuum führen, solange keine positiven, lebenserhaltenden und lebensbejahenden Kräfte eine alternative Ästhetik begründen.
Die
Methode der Negativ-Revolution kann und will zum greco-romanischen
Harmonieverständnis keine kulturelle Alternative schaffen (z.B.
einer neuen lebendigen Kunst, die nicht auf dem hellenistischen
Harmonieprinzipien basiert). Ein alternatives Kunstkonzept wurde erst
von Andre Breton (1886-1965) und Salvador Dali (1904-1989) durch die
surrealistischen Manifeste der 'Kritischen
Paranoia und des
Psychischen Automatismus' ab Mitte der zwanziger Jahre
entwickelt.
Dies folgte auch zum Bruch zwischen Breton und Tzara, die bis zu diesem Zeitpunkt am selben Strang zogen: Der Zerstörung der Kunst und seiner Auflösung.
Tristan Tzara (1886-1963) in 'seinen Manifesten': „Ich zerstöre die Gehirnkästen und die der sozialen Organisation. Überall demoralisieren, den Menschen vom Himmel in die Hölle werfen, die Augen von der Hölle in den Himmel, das furchtbare Rad des Weltzirkus wieder aufrichten in den realen Mächten und in der Phantasie jeden Individuums.“ „Ordnung - Unordnung; Ich = Nicht- Ich; Bejahung = Verneinung: höchste Ausstrahlung absoluter Kunst, absolut in Reinheit geordnetes Chaos - ewig in Sekunden kugeln ohne Damm, ohne Atem, ohne Licht, ohne Kontrolle - ich liebe ein altes Werk um seiner Neuheit willen. Es ist nur der Kontrast, der uns an die Vergangenheit bindet.
Und im Dada Manifest von 1918 heißt es: Dada bedeutet nichts. Dada ist Kunst? Papageien-Geschwafel, ersetzt durch Dada. Kunst muss operiert werden. Kunst ist ein besonderer Anspruch, erwärmt durch Schüchternheit des Blasensystems, Hysterie, im Atelier geboren.
Wenn man sich die sehr ernst gemeinten Zielsetzungen der Modernen Pioniere, die ja kein literarisches Postulat blieben, sondern weltweit von New York, Paris, Barcelona bis Berlin etc. paradoxer Weise in Kulturveranstaltungen ausgelebt wurden (und noch immer werden), innerlich vor Augen führt, so erhebt sich die berechtigte Frage:
Was für eine Qualität hätte
diese
kunstlose ästhetiklose anti-bürgerliche Anarchie in der es selbst
diese Frage der Qualität nicht mehr zu denken wäre. Hans Richter
beschreibt diesen inneren Zustand der Isolierung von Ästhetik,
Ethik, Lebenssinn, ja der Isolierung des empfindenden Menschen von
seinen geistigen Inhalten so: "Die
Kunst ist zu Ende gedacht“,
in Nichts aufgelöst. Das Nihil ist alles, was bleibt. Eine Illusion
ist mit Hilfe der Logik beseitigt. An Stelle der 'Illusion' ist ein
Vakuum getreten, das weder moralische noch ethische Qualitäten hat.
Es ist die Deklaration des NICHTS, die weder zynisch noch bedauernd
ist. Es ist eine Entfesselung, mit der man sich abzufinden hat! Eine
Entdeckung von Tatsachen, die mehr konstatiert als herbeigeführt zu
sein scheinen.