1.Einleitung
2.Sinnes- und Denkweise
3.Der suchende Mensch
4.Der in sich findende Mensch
Auszüge von A. Ludwig Richters Lebenserinnerungen:
Personenlexikon (Kurzbiografie von A. Ludwig Richter)
Engel, gemalt
1. Einleitung
Der Landschaftsmaler Adrian Ludwig Richter schrieb seine Lebenserinnerungen. Darin beschreibt er sein Leben. Ehrlich und offen schildert er dort u.a. sein Suchen nach dem Sinn des Lebens. Sein naiver Kinderglaube stößt an seine Grenzen. Die Erwachsenen können ihm nicht weiterhelfen. Sie glauben selbst an nichts oder hängen einem eingeschliffenen Kirchenglauben an dem er nicht anhängen konnte. Er findet schließlich später auf seiner Romreise was er seit frühen Jugendtagen suchte: den Zugang zu Gott. Bei einigen Treffen mit seinen engsten Malerfreunden in Rom erschließt sich ihm sein Innerstes und er erlebt in sich die Freude des ersten Erwachens der Seele.
Die spirituelle Armut (an geistigem Wissen und dessen Umsetzung in die Tat) ist auch in unserer Zeit in allen Gesellschaftsschichten sichtbar und erlebbar.
2. Sinnes- und Denkweise
Die Ausgestaltung des inneren Menschen, auch in Beziehung auf die Kunst ist von größter Bedeutung.
Ein Gebiet des Geisteslebens war es besonders, welches verödet und ungepflegt in mir gewahr wurde. Es war das religiöse...
Ich suchte ein Feststehendes, auf das ich mich verlassen, dem ich mich anvertrauen können, das die unwandelbare Grundlage meines Lebens und Strebens sein könne...
Ich weiß nicht, woher es kam dass jetzt öfter in stillen Stunden eine Sehnsucht erwachte... denn ich hatte das Gefühl eines einsamen Schiffes auf dem Meere, der ohne Kompass und Steuer von Wind und Wellen getrieben wird... Alle diese jetzt öfter auftauchenden Stimmungen waren eigentlich nichts anderes als die Frage nach Gott, die sich in 1.2
Wer sollte mich aus dieser Unwissenheit erlösen, wer den Quell des Lebens mir zeigen...?
Ich wusste niemand, niemand an den ich mich hätte wenden können mit diesem Begehren meiner einsamen Seele...
So musste ich denn in Geduld abwarten, ob mir einmal ein Licht aufgehen würde in meiner Dunkelheit.
meinen Inneren mehr und mehr hervordrängte; nach einem lebendigen Gott, dessen ich nicht bloß durch einen abstrakten Begriff, sondern auf andere unmittelbare Weise gewiss würde.
4. Der in sich findende Mensch
Ich erwachte plötzlich mit dem Gefühl eines so unaussprechlichen Glückes, welches mir geworden, erfüllt mit Friede und Freude, dass ich mich wie neugeboren fühlte und die ganze Welt an mein Herz hätte drücken mögen. Wie ein Blitz durchdrang mich das Bewusstsein: Ich habe Gott, ich habe meinen Heiland gefunden; nun ist alles gut, nun ist mir ewig wohl!
Doch empfinde ich hier lebhafter als je, wie unvermögend Worte sind. Tatsachen des inneren Lebens zur Anschauung zu bringen. Sie sollen wohl auch nicht anders als Zeugnis ablegen, wo und wie man den Schatz gefunden hat.
Offenheit von Richter
Der Autor selbst kennt keine Autobiographie, noch Biographie eines Künstlers aus der Vergangenheit (in der Gegenwart sowieso nicht), der so offen über seine Gottsuche spricht, wie es Richter tat. Normal war das selbst in seiner Zeit (Romantik) nicht. Noch ist sie es heute! Deshalb wählte der Autor dieses Beispiel aus.
Aus eigener Erfahrung aus der Jugendzeit weiß er selbst um die Schwierigkeiten zu diesem Thema. Tatsächlich gibt es meistens niemanden in der näheren sozialen Umgebung der einem direkt auf den Weg zu Gott führen und weisen kann. Durch mehr oder weniger längeres ehrliches Suchen und Führungen im Leben gelangt aber jeder Mensch zu seinem spirituellen Weg, der seinem momentanen Bewusstsein entspricht.
Richter war kein Mystiker und hat sich auch kein mystisches Wissen oder entsprechende Literatur angeeignet. Über seinen Freund Rhoden aus den Tagen seiner Romreise, hätte er die Schriften und die Mystik der Theresa von Avila näher kennen lernen können. ..."Ihm waren aber diese Regionen ganz fremd"...
Vom glaubenden zum wissenden Tat-Menschen
Dem Autor und dem Künstler Georg Starringer sind diese Regionen ganz und gar nicht fremd. Der Autor und sein Freund Starringer haben alle erreichbare mystische Literatur in einem Zeitraum von etwa drei Jahrzehnten gelesen. Dadurch entstand ein ganz neuer Einblick in das Leben selbst. Es veränderte den Menschen und sein kleines persönliches einengendes Ich (Ego) ganz und gar. Ein paar wichtige Themen zum menschlichen Ego sind:
Sein und Haben wollen, Geld und Macht haben wollen, niederen Sex haben wollen (der Triebmensch mit seinen Leidenschaften), Karriere, Ruhm und Glanz der Welt haben wollen, Eitelkeiten, tägliche Verstöße gegen die 10 Gebote, …unzählige Egoismen und Gruppenegoismen.
A. L. Richter waren die spirituellen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten nicht bekannt,
weil er sich mit der christlichen Mystik nicht beschäftigte und nur die so genannte Bibel kannte. Dort sind die absoluten Gesetzmäßigkeiten nur schwer zu erkennen und eigentlich nur wenn sie einem bekannt sind kann ein Wissender (ein tatkräftiger Mensch mit tiefer Weisheit und Liebe ausgestattet) die ursprünglichen göttlichen Perlen finden. Die Bibel ist ein schlechter Ratgeber für ein spirituelles und mystisches Leben weil so viele Texte manipuliert und falsch verstanden und übersetzt wurden. Außerdem der Buchstabenglaube tötet das wahre innere Leben ab. Es ist ein Buch aus Theologenhand und verbreitet deren Vorstellungen und Meinungen. Gott kann man nicht studieren. Er lässt sich nur über seine Mitmenschen und seiner Schöpfung erleben! Und zuallererst in sich selbst entdecken. (wenn auch die ersten Schritte mühsam sind)
Personenlexikon
Adrian Ludwig Richter (1803 - 1884), Zeichner , Radierer, Maler. Romantiker, der in der Zeichenkunst des Biedermeier einen Höhepunkt setzte. Als Begleiter eines russischen Fürsten zeichnete er für diesen Erinnerungsblätter auf einer Reise nach Südfrankreich und Paris. Damit erfüllte er einen Dienst den erst die Fotografen später mit der Kamera originaltreu erfüllen konnten. Er war damals erst siebzehn Jahre alt. Seine Romreise tritt er 1823 an, die ihm der nahe stehende Drucker Arnold sponserte. Drei Jahre verbrachte er in Italien und besuchte auf dieser Reise die wichtigsten Zentren der Kunst in Italien mit ihren Palästen, Kirchen und Museen. Zu Fuß erkundete er mit Freunden die Albaner- und Sabiner Berge. Des Weiteren wanderte er nach Rettuno (über Ostia), ins Pästum (Neapel, Besteigung des Vesuvs, Amalfi, Eboli), Civitella. Skizzierte und malte die Landschaften und die Menschen. Zurück gelangte er über Mailand und die Schweiz nach Dresden. Sein ganzes Leben bediente er sich aus diesem
Fundus an Zeichnungen und Bildern aus der Italienreise. Sie war für ihn Studien- und Bildungsreise. Er knüpfte dort lebenslange Freundschaften mit anderen Künstlern. Thorwaldsen, Veit, Overbeck, Koch, Rhoden, Oehme, Schnorr v. Carolsfeld, Wagner lernte er dort kennen. Koch und Schnorr wurden seine künstlerischen Berater und Lehrer. In den Cafes Grecco, Lepre, Chiavica und in den Privatwohnungen trafen sich die Freunde zu Gesprächs- und frohen Runden. 1828 -1835 war er Zeichenlehrer in Meißen an der dortigen Porzellanmanufaktur. Richter wurde 1836 Professor an der Dresdner Akademie. Es entstanden zahlreiche Landschafts- Veduten- und Genrebilder. Er durchwanderte das Erzgebirge und die Sächsische Schweiz. Außerdem reiste er nach Brügge.
Seinen Schülern brachte er die l e b e n d i g e Natur vor Ort nahe. Er veränderte damit die Lehrmethoden als neuer und junger Lehrer die schablonenhaften Vorgaben seiner Vorgänger an der Dresdner Akademie im Zeichen- und Malsaal der Studenten.